KAMBODSCHA – ERSTE EINDRÜCKE EINES NEUEN SUBKONTINENTS, KRIEGSGESCHICHTE UND ZURÜCK IM SOMMER

21 03 2011

PHNOM PENH:
Wie gerne sind wir doch mehr als 30 Stunden unterwegs gewesen, um ein paar Dollar für den Flug von Nepal nach Kambodscha zu sparen! Gut, das gesparte Geld haben wir dann bei unseren mehrstündigen Aufenthalten in Mumbai und Bangkok in diverses Fastfood am Flughafen verschleudert und… es hat nach so langer Zeit RICHTIG GUT GESCHMECKT!!!

Voll gefuttert und müde in der Hauptstadt Phnom Penh angekommen, war eigentlich direkt alles ein einziger Kulturschock für uns. Der erste Eindruck: Südostasien ist eben nicht gleich Südasien: Hitze. Voll asphaltierte, mehrspurige Straßen. Dicke westliche Autos. Ein Restaurant neben dem anderen. Bier und Cocktails zu Spotpreisen. Alte westliche Männer mit jungen, hübschen Khmer-Mädels.
Nach einem Rundgang am nächsten Morgen durch die Stadt näherten wir uns der Geschichte Kambodschas. Wir besichtigten das sog. S-21, eine frühere Schule und das jetzige Tuol-Sleng-Museum, das in der Zeit der Roten Khmer-Diktatur als brutales Foltergefängnis umfunktioniert wurde. Keine schönen Dinge, die wir da und später auf den sog. Killing-Fields erfuhren. Außerhalb der Stadt wurde ein Vernichtungslager für Regimekritiker, Ausländer, Intellektuelle und deren Familien auf einem alten Chinesenfriedhof errichtet. Ohne Ausnahme wurden die Opfer dort kaltblütig umgebracht, Kleinkinder solange an den Beinen festgehalten und an einen Baum geschlagen, bis sie starben. Wirklich grausam, was die Roten Khmer zwischen 1975 und 1979 mit dem Land veranstaltet haben. Zudem war das Land vorher bis 1973 in den Vietnam-Krieg involviert, unterlag bis 1953 der Kolonialherrschaft Frankreichs und versucht sich nun seit den 1990er Jahren von der menschlichen Ausbeutung zu erholen. Die Männerquote soll beispielsweise immer noch bei 1:7 liegen. Trotz dieser schlimmen Geschichte ist die Lebensfreude und Herzlichkeit der Kambodschaner beeindruckend!

SÜDKÜSTE:
Nach wenigen Tagen in Phnom Penh ging es ab an die Südküste zur Erholung. Ein geeignetes Plätzchen fanden wir aber erst nach ein paar Tagen. Zuerst waren wir in Shinaoukville, das man getrost als Partyort bezeichnen kann. Zwar gab es dort auch einen ruhigen Strand etwas außerhalb des Zentrums, jedoch war es nicht das, was wir uns vorstellten, um zu relaxen. Ziel sollte für uns daher nach vielen Empfehlungen eine ruhige Insel sein, die nicht mehr als 50-60 Touristen Unterkunft bieten kann. Wir machten uns zuerst zu dem letzten Ort auf dem Festland auf – Kep. Dort genossen wir abends nach Ankunft auf dem Fischmarkt frische Krebse, bevor es dann am nächsten Morgen nach Rabbit Island (auf Khmer: Koh Tonsay) ging. Wir hatten dort einen kleinen Bungalow aus Bambus, Strohdach und kleinen Haustieren wie Fröschen und Spinnen zur Übernachtung – aber auch eigenem Bad. Einen Tag machten wir uns zum Schnorcheln und Mittagessen mit ein paar anderen Touristen zu umliegende Inseln in einem Fischerboot auf den Weg. Dort und auf Koh Tonsay genossen wir auf Khmerart zubereitete Gerichte mit Fisch, Garnelen oder Krebsen – mmmmhhhh lecker! Das Schnorcheln war nicht wirklich der Hit, das wussten die wirklich unglaublich großen und furcheinflößenden Seeigel schon zu verhindern, die einen aus ihren Augen ständig zu beobachten schienen und auf den einen falschen Tritt hofften…
Fünf Tage machten wir Urlaub vom Reisen. All die schönen Dinge wie am Strand liegen, unglaublich gut Essen, günstige Cocktails und Biere trinken, Baden, Sonne tanken sowie nette Leute kennen lernen konnten wir auf dieser abgeschiedenen Insel alles auf einmal genießen – noch. Leider ist die Insel in ihrer idyllischen Art und Weise bedroht, da größere Investoren das Potential der Inselnnatürlich auch entdeckt haben und bereits Hotels, Casinos, eine Straße und Golfanlage in Planung sind. Die Insel stellt zudem für die Bewohner eine Existenzgrundlage dar und darum starteten die Einheimischen just eine Unterschriftenaktion mit Hilfe von alten westlichen Freunden zur Erhaltung der Insel. Wir durften unseren Beitrag nicht nur mit der Unterschrift leisten, sondern setzten auch einen Aufruf zur Erhaltung der Insel auf Deutsch auf, damit die deutschsprachigen Touristen zukünftig auch schön ihre Unterschrift leisten können.

BATTAMBANG:
In Battambang, der zweitgrößten Stadt Kambodschas, blieben wir nur knapp einen halben Tag und zogen das volle Touriprogramm durch. Zunächst brachte uns unser Tuktuk-Fahrer zum bekannten Bamboo-Train, einer alten Schmalspur-Bahnlinie, die von Bambuswagen befahren wird. Sie dient bis heute als Versorgungsstrecke für einen großen Landstrich in West-Kambodscha. Die Bambuswagen haben gerade mal eine Tragfläche von ca. drei Quadratmetern, haben eine portable Bambusplatte auf zwei portablen Stahlachsen mit zwei Minirädern, die mittlerweile von einem kleinen Motor über einen Keilriemen angetrieben werden. Früher wurden diese noch über einen Schwungstab und menschlicher Kraft angetrieben. Durch die Eingleisigkeit der Strecke kommt es häufiger vor, dass zwei Bambuswagen in entgegen gesetzter Richtung auf einander zu steuern. Dabei muss der am wenigsten beladene Wagen vom Gleis gehoben werden und wird dann nach der Durchfahrt des Gegenübers wieder auf dem Gleis aufgebaut, um weiterzufahren. Diese alte Versorgungslinie für die lokale Bevölkerung der Schmalspurbahn soll abgeschafft und durch eine neue noch zu erbauende moderne Bahnstrecke ersetzt werden.
Nach Fahrt mit der Bambusbahn machten wir auf dem Weg bei der Tempelanlage Phnom Sampeau halt. Diese Anlage hat nicht nur alte, wunderschöne Bauten zu präsentieren sondern auch Kriegsgeschichte und Naturschauspiel.
Die hoch oben auf einem großen Fels gelegene Tempel waren für die Roten Khmer ein strategisch guter Ort um Artillerie-Geschosse in Richtung feindlicher Vietnamesen abzuschießen. Zwei Geschosse befinden sich immer noch dort oben, ein russisches und ein deutsches. Zudem befinden sich in dem Fels riesige Höhlen, in denen die Roten Khmer ihre Opfer nach der Hinrichtung begruben.
Eine weitere Höhle ist am Fuß des Felsens, die ein unglaubliches Naturschauspiel zu bieten hat. Bei aufkommender Abenddämmerung verlassen die im Fels lebenden Fledermäuse ihren Unterschlupf – und zwar zu Hunderttausenden. Für eine Stunde verlässt ein ununterbrochener Schwarm von Fledermäusen diese Höhle, um sich in der Dunkelheit draußen die Nacht um die Ohren zu schlagen. Ein wirklich unglaubliches Bild!

Seit zwei Tagen befinden wir uns nun in Siem Reap, der Stadt, von der aus jeder die unter UNESCO-Weltkulturerbe stehenden Angkor-Tempel besichtigt. Danach geht’s in Richtung Norden, auch um uns Laos, unserem nächsten Reiseland, zu nähern.



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